Artikel aus der Einheit und Kampf Nr. 50 (Juli 2025).
Was sind „Teilforderungen“? Es sind all jene Forderungen, die von der konkreten Situation diktiert werden und die spezifischen Bedürfnisse der Arbeiterklasse und der werktätigen Massen zum Ausdruck bringen.
Teilforderungen fallen nicht vom Himmel, sondern werden aus den Problemen der Arbeiter heraus formuliert. Sie sind „partiell“, wenn man sie mit den Endzielen der kommunistischen Bewegung vergleicht, aber sie werden im Verlauf des Klassenkampfes oft in den Vordergrund gerückt, weil sie die dringenden und lebenswichtigen Bedürfnisse breiter ausgebeuteter Massen zum Ausdruck bringen, die von der herrschenden Klasse geleugnet werden.
Ihre Bedeutung ist entscheidend für die Mobilisierung und Organisierung von Kämpfen, die von den Kommunisten geführt werden, die dadurch ihren Einfluss unter den Massen erhöhen können.
Losungen und Forderungen sind absolute Voraussetzungen für eine richtige Taktik, die darauf abzielt, die Arbeiterklasse zu vereinen und zu mobilisieren. So ist die Politik der proletarischen Einheitsfront ohne Teilforderungen, also ohne den Ausdruck der kompromisslosen Verteidigung der wirtschaftlichen und politischen Interessen der Arbeiterklasse, die in allen kapitalistischen und imperialistischen Ländern Ausgangspunkt und grundlegender Inhalt der proletarischen Einheitsfront und ihrer Massenorgane (Arbeiter- und Volkskomitees) sein müssen, nicht denkbar und nicht realisierbar.
Die Fähigkeit, um die Arbeiterklasse herum Schichten von Halbproletariern und des vom Kapital unterdrückten Kleinbürgertums anzuziehen, hängt von der Fähigkeit ab, bestimmte Teilforderungen zu formulieren, zu unterstützen und in ihr Aktionsprogramm aufzunehmen, die nicht im Widerspruch zu den grundlegenden Interessen der Arbeiterklasse stehen.
Teilforderungen bilden daher die Grundlage der Massenarbeit von Kommunisten, um das Proletariat um diese Forderungen herum zu vereinigen und zu mobilisieren und ein System von Klassenbündnissen unter Führung der Arbeiterklasse zu schaffen, das es breiten Arbeitermassen ermöglicht, gegen den Kapitalismus und den bürgerlichen Staat zu mobilisieren.
In Anbetracht ihrer Bedeutung ist es daher notwendig, eine vollständige theoretisch-praktische Klarheit über diese Frage zu erlangen und die Entwicklung zu beobachten, die sie in der Geschichte der kommunistischen und Arbeiterbewegung genommen hat, um ihre Eigenschaften und ihre Funktion richtig zu verstehen und um Fehler und Abweichungen in diesem Bereich zu vermeiden.
Teilforderungen bei Marx und Engels
Marx und Engels wussten um die Rolle und Bedeutung von Teilforderungen im Klassenkampf des Proletariats und um den Ansatz, den Kommunisten in Bezug auf sie verfolgen sollten.
Im „Manifest der Kommunistischen Partei“ schrieben sie:
„Sie kämpfen für die Erreichung der unmittelbar vorliegenden Zwecke und Interessen der Arbeiterklasse, aber sie vertreten in der gegenwärtigen Bewegung zugleich die Zukunft der Bewegung.“ (zitiert nach: Marx, Karl; Engels, Friedrich: Werke, Band 4, Berlin 1974. S. 493)
Diese Aussage verdeutlicht die Beziehung, die Marx und Engels stets zur Arbeiterbewegung ihrer Zeit herzustellen suchten, und die Bedeutung, die sie den aktuellen Losungen beimaßen, indem sie sie mit den allgemeinen Zielen der kommunistischen Bewegung verbanden.
Marx entwirft ein Programm mit Teilforderungen für den Genfer Kongress (1866) der Internationalen Arbeiterassoziation, der Ersten Internationale.
Dieses Programm, das in Form von „Anweisungen für die Delegierten“ verfasst und von Marx auf dem Kongress verlesen wurde, enthielt mehrere Teilforderungen: acht Stunden als gesetzliche Begrenzung des Arbeitstages, das Verbot der Nachtarbeit, die Begrenzung der Arbeitszeit für Jugendliche und Kinder, die völlige Abschaffung der indirekten Steuern und ihre Ersetzung durch direkte Steuern, die Bildung von Hilfsvereinen auf Gegenseitigkeit, eine von den Arbeitern selbst durchgeführte statistische Erhebung über die Lage der Arbeiterklasse usw.
In einem Brief an Kugelmann vom 9. Oktober 1866 erklärte Marx, warum er dieses Programm für notwendig hielt:
„Ich beschränkte es absichtlich auf solche Punkte, die unmittelbare Verständigung u. Zusammenwirken der Arbeiter erlauben u. den Bedürfnissen des Klassenkampfs u. der Organisation der Arbeiter zur Klasse unmittelbar Nahrung u. Anstoß geben.“ (zitiert nach: Internationale Marx-Engels-Stiftung (Hrsg.): Marx-Engels-Gesamtausgabe digital. Briefe.) Hier zeigt sich die Fähigkeit von Marx, zu einem bestimmten Zeitpunkt die notwendigen Zusammenhänge zu erkennen und taktisch zu handeln, um die Arbeitermassen zu vereinen und sie zum Kampf gegen das Kapital zu führen.
Die Ausarbeitung durch die Kommunistische Internationale
Mit der Gründung der Kommunistischen Internationale wurde die Frage der Teilforderungen ausgearbeitet und gemeistert.
Auf dem Dritten Kongress der Kommunistischen Internationale (1921) wurden die von Lenin inspirierten „Thesen über die Taktik“ angenommen, die ein spezielles Kapitel über Teilkämpfe und Teilforderungen enthalten, in dem es heißt:
„Die kommunistischen Parteien können sich nur im Kampfe entwickeln. Selbst die kleinsten kommunistischen Parteien dürfen sich nicht auf bloße Propaganda und Agitation beschränken. Sie haben in allen Massenorganisationen des Proletariats die Vorhut zu bilden, die den zurückgebliebenen, schwankenden Massen durch die Formulierung praktischer Kampfvorschläge, durch das Drängen zum Kampfe um alle Lebensnotwendigkeiten des Proletariats zeigen, wie man kämpfen soll und auf diese Weise den verräterischen Charakter aller nichtkommunistischen Parteien den Massen enthüllen. Nur indem die Kommunisten sich an die Spitze der praktischen Kämpfe des Proletariats zu stellen verstehen, nur indem sie diesen Kampf fördern, können sie in Wirklichkeit große Massen des Proletariats für den Kampf um die Diktatur gewinnen.“
Nachdem klargestellt wurde, dass die Sozialdemokratie die Arbeiter täuscht, indem sie die Hoffnung schürt, einen Wirtschaftszweig nach dem anderen zu erobern, stellen die Thesen fest:
„Die kommunistischen Parteien stellen für diese Kämpfe kein Minimalprogramm auf, das auf dem Boden des Kapitalismus seinen wankenden Bau stärken und verbessern soll. Die Zertrümmerung dieses Baues bleibt ihr leitendes Ziel – bleibt ihre aktuelle Aufgabe. Um aber diese Aufgabe zu erfüllen, haben die kommunistischen Parteien Forderungen aufzustellen, deren Erfüllung ein sofortiges, unaufschiebbares Bedürfnis der Arbeiterklasse bildet, und sie haben diese Forderungen im Kampfe der Massen zu verfechten, unabhängig davon, ob sie mit der Profitwirtschaft der kapitalistischen Klasse vereinbar sind oder nicht.“
„Nicht die Existenz- und Konkurrenzfähigkeit der kapitalistischen Industrie, noch die Tragfähigkeit der kapitalistischen Finanzwirtschaft sollen die kommunistischen Parteien beachten, sondern die Grenzen der Not, die das Proletariat nicht ertragen kann und nicht ertragen darf. Wenn die Forderungen dem lebhaften Bedürfnis breiter proletarischer Massen entsprechen, wenn diese Massen von dem Empfinden erfüllt sind, dass sie ohne Verwirklichung dieser Forderungen nicht existieren können, dann werden die Kämpfe um diese Forderungen zu Ausgangspunkten des Kampfes um die Macht. An Stelle des Minimalprogrammes der Reformisten und Zentristen setzt die Kommunistische Internationale den Kampf um konkrete Bedürfnisse des Proletariats. um ein System von Forderungen, die in ihrer Gesamtheit die Macht der Bourgeoisie zersetzen (…)“
„In dem Maße, wie der Kampf um diese Forderungen immer größere Massen umfasst und mobilisiert, in dem Maße, wie dieser Kampf die Lebensnotwendigkeiten der Massen den Lebensnotwendigkeiten der kapitalistischen Gesellschaft entgegenstellt, wird die Arbeiterklasse sich bewusst werden, dass, wenn sie leben soll, der Kapitalismus sterben muss; dieses Bewusstsein ist die Grundlage des Willens zum Kampfe um die Diktatur.“
„Jeder Einwand gegen die Aufstellung solcher Teilforderungen, jede Anklage des Reformismus wegen dieser Teilkämpfe ist ein Ausfluss derselben Unfähigkeit, die lebendigen Bedingungen der revolutionären Aktion zu erfassen, wie sie zum Ausdruck kam in der Gegnerschaft einzelner kommunistischer Gruppen gegen die Teilnahme an den Gewerkschaften, gegen die Ausnützung des Parlamentarismus. Nicht darauf kommt es an, dem Proletariat nur die Endziele zuzurufen, sondern den praktischen Kampf zu steigern, der allein imstande ist, das Proletariat zum Kampfe um die Endziele zu führen.“
„Das revolutionäre Wesen der jetzigen Epoche besteht eben darin, dass die bescheidensten Lebensbedingungen der Arbeitermassen unvereinbar sind mit der Existenz der kapitalistischen Gesellschaft, dass darum der Kampf auch um die bescheidensten Forderungen sich auswächst zum Kampf um den Kommunismus.“ (zitiert nach: Thesen und Resolutionen des III. Weltkongresses der Kommunistischen Internationale. Hamburg 1921, S. 31-63)
Eine wunderbare Lektion in Strategie und Taktik, die auch heute noch von großer Bedeutung ist!
Später, 1924, wurde die Frage der Teilforderungen in den „Thesen des Fünften Kongresses zur Taktik der Komintern“ erneut bekräftigt und wie folgt präzisiert:
„Die Taktik der Kommunistischen Internationale schließt die Einfügung von Teilforderungen in unsere Agitation und Politik nicht nur nicht aus, sondern setzt sie sogar voraus. Hierbei muss jedoch dreierlei im Auge behalten werden:
a) Die von uns aufgestellten Teilforderungen müssen der lebendigen Wirklichkeit entspringen, das heißt, sie müssen derart sein, dass mit Unterstützung derselben durch die breiten Massen der werktätigen Bevölkerung gerechnet werden kann.
b) Solche Forderungen müssen in der Richtung der revolutionären Entwicklung liegen.
c) Solche Forderungen müssen stets mit dem Endziel verknüpft werden. Wir müssen vom Speziellen zum Allgemeinen, von Teilforderungen zum Gesamtsystem jener Forderungen schreiten, die zusammengefasst die sozialistische Revolution bedeuten.
Während die Teilforderungen der Reformisten den Zweck verfolgen, die proletarische Revolution zu ersetzen, verfolgen die Kommunisten mit der Aufstellung von Teilforderungen gerade umgekehrt den Zweck, die proletarische Revolution erfolgreicher vorzubereiten. Die gesamte Agitation der Kommunisten für Teilforderungen verknüpft jede dieser Teilforderungen aufs engste mit dem Programm des revolutionären Umsturzes. Das gilt besonders für diejenigen Länder, in denen die Krise der bürgerlichen Ordnung eingesetzt hat.“ (zitiert nach:Thesen zur Taktikfrage. Angenommen auf dem V. Kongress der Komintern. in: G. Sinowjew, Die Weltpartei des Leninismus, Hamburg 1924, S. 226-227)
Auf dem 6. Kongress (1928) wurde das „Programm der Kommunistischen Internationale“ angenommen. In Kontinuität mit der vorangegangenen Ausarbeitung wird unter „Die grundlegenden Aufgaben der kommunistischen Strategie und Taktik“ Folgendes festgehalten:
„Bei der Festlegung ihrer taktischen Linie muss jede kommunistische Partei die gegebene innere und äußere Situation, das Verhältnis der Klassenkräfte, den Grad der Stabilität und Stärke der Bourgeoisie, den Grad der Militanz und der Bereitschaft des Proletariats, die Haltung der Mittelschichten usw. in ihre Berechnungen einbeziehen. Die Partei bestimmt ihre Kampflosungen und -methoden entsprechend diesen Bedingungen, ausgehend von der Notwendigkeit, die Massen so weit wie möglich zu mobilisieren und zu organisieren, auf der höchstmöglichen Ebene dieses Kampfes. Wenn sich eine revolutionäre Situation entwickelt, stellt die Partei eine Reihe von Übergangsparolen und Teilforderungen auf, die den gegebenen Umständen entsprechen; diese müssen dem revolutionären Hauptziel untergeordnet werden, das in der Machtergreifung und dem Sturz der bürgerlich-kapitalistischen Ordnung besteht. Die alltäglichen Forderungen und die alltäglichen Kämpfe des Proletariats zu vernachlässigen, ist ebenso falsch, wie die Aktivitäten der Partei ausschließlich darauf zu beschränken. Die Aufgabe der Partei ist es, diese alltäglichen Bedürfnisse der Arbeiterklasse als Ausgangspunkt zu nutzen, um die Arbeiter zum revolutionären Kampf um die Macht zu führen.“ (eigene Übersetzung aus dem Italienischen)
In Bezug auf die kommunistische Bewegung in unserem Land wurde in den von Gramsci verfassten und vom Dritten Kongress der Kommunistischen Partei Italiens (1926) angenommenen „Thesen von Lyon“ die Frage der Teilforderungen in der These 39 zweimal besonders hervorgehoben, die wir in Auszügen abdrucken:
„These 39. Die Partei lenkt und vereinigt die Arbeiterklasse, indem sie an allen Kämpfen mit partiellem Charakter teilnimmt und ein Programm mit Forderungen von unmittelbarem Interesse für die Arbeiterklasse formuliert und dafür agitiert. Partielle und begrenzte Aktionen werden von ihr als notwendig angesehen, um die fortschreitende Mobilisierung und Vereinigung aller Kräfte der Arbeiterklasse zu erreichen. Die Partei bekämpft die Auffassung, dass man von der Unterstützung oder Teilnahme an Teilaktionen absehen sollte, weil die Probleme, die für die Arbeiterklasse von Interesse sind, nur mit dem Sturz des kapitalistischen Regimes und mit einer allgemeinen Aktion aller antikapitalistischen Kräfte gelöst werden können. Sie ist sich der Unmöglichkeit einer ernsthaften und dauerhaften Verbesserung der Bedingungen der Arbeiter während der Periode des Imperialismus und vor dem Sturz des kapitalistischen Regimes bewusst. Die Agitation für ein Programm mit unmittelbaren Forderungen und die Unterstützung von Teilkämpfen ist jedoch der einzige Weg, mit dem wir die breiten Massen erreichen und gegen das Kapital mobilisieren können. Andererseits verschärft jede Agitation oder jeder Sieg von Arbeiterkategorien auf dem Gebiet der unmittelbaren Forderungen die Krise des Kapitalismus und beschleunigt auch subjektiv seinen Untergang, indem sie das instabile ökonomische Gleichgewicht verschiebt, auf das er seine Macht jetzt stützt. Die Kommunistische Partei verbindet jede unmittelbare Forderung mit einem revolutionären Ziel, nutzt jeden partiellen Kampf, um die Massen die Notwendigkeit der allgemeinen Aktion, des Aufstands gegen die reaktionäre Herrschaft des Kapitals zu lehren, und versucht, jeden Kampf mit begrenztem Charakter so vorzubereiten und zu führen, dass er zur Mobilisierung und Vereinigung der proletarischen Kräfte und nicht zu ihrer Zerstreuung führt….
„These 39a. Es ist ein Irrtum anzunehmen, dass unmittelbare Forderungen und partielle Aktionen nur ökonomischer Natur sein können: Mit der Verschärfung der Krise des Kapitalismus sind die herrschenden Klassen im Kapitalismus und in der Landwirtschaft gezwungen, die organisatorischen und politischen Freiheiten des Proletariats einzuschränken und zu unterdrücken, um ihre Macht aufrechtzuerhalten; daher bietet die Verteidigung dieser Freiheiten einen ausgezeichneten Grund für partielle Agitationen und Kämpfe, die zur Mobilisierung breiter Schichten des arbeitenden Volkes führen können….“ (eigene Übersetzung aus dem Italienischen)
Aus diesen historischen Dokumenten der internationalen kommunistischen Bewegung geht die Bedeutung von Teilforderungen für die kommunistische revolutionäre Aktion unumstößlich hervor.
Einige Aufgaben der Kommunisten bei Teilforderungen
In der langen Geschichte des Klassenkampfes stellen die Arbeiter immer wieder eine Vielzahl von Teilforderungen und kämpfen gegen die Kapitalisten und ihre Regierungen für deren Durchsetzung.
Indem die Kommunisten die Arbeiter in diesen Kämpfen unterstützen, indem sie sich der Bewegung des Proletariats anschließen, nehmen sie diese Forderungen nicht einfach passiv hin, sondern untersuchen sie und die Gründe, die die Lage dieser oder jener Arbeiter besonders verschlimmern; sie weisen auf die dringendsten Bedürfnisse und Ziele hin, für die der Kampf geführt werden muss; sie drücken die gemeinsamen wirtschaftlichen und politischen Forderungen genauer und präziser aus, formulieren sie öffentlich mit geeigneten Mitteln und vertreten die Interessen der gesamten Klassenbewegung, indem sie zum wissenschaftlichen Kern des Sozialismus vorstoßen.
Die Kommunisten müssen, wie wir gesehen haben, durch die Formulierung der Teilforderungen deren Verbindung mit den revolutionären Zielen sicherstellen, indem sie die partiellen, vorübergehenden, klassenmäßigen und nationalen Interessen des Proletariats seinen allgemeinen, dauerhaften, allgemeinen, klassenmäßigen und internationalen Interessen unterordnen.
Es ist also notwendig, über das Einzelne hinauszugehen und die Verbindung zum Allgemeinen herzustellen: vom Kampf von Gruppen von Arbeitern gegen einzelne Kapitalisten über den Kampf der Arbeiterklasse als Ganzes gegen die Bourgeoisie und ihren Staat bis hin zur Eroberung der Macht und dem Sturz des Kapitalismus.
Das Aktionsprogramm der Kommunisten, das sich auf eine Reihe von Teilforderungen stützt, die sich aus der Besonderheit der konkreten Situation, der Klassenkämpfe usw. ergeben, muss daher unter dem Gesichtspunkt seiner Verbindung mit der Revolution bewertet werden und lässt keinen Raum für extremistische oder reformistische Tendenzen.
Dies stellt eine komplexe Aufgabe dar, die von den Kommunisten verlangt, ihr allgemeines Programm der Diktatur des Proletariats und des Aufbaus des Sozialismus mit den Forderungen zu verbinden, die auf wirtschaftlichem und politischem Gebiet zum Ausdruck kommen und Reformen innerhalb des kapitalistischen Systems bewirken können. Diese Aufgabe erfordert Klarheit und strategische Entschlossenheit in Verbindung mit taktischer Flexibilität und Einfallsreichtum sowie die Beherrschung aller Organisations- und Kampfformen, wobei Reformen, die im Kapitalismus immer begrenzt und provisorisch sind, genutzt werden müssen, um den revolutionären Kampf voranzutreiben.
Insbesondere Lenin stellte die dialektische Beziehung zwischen Agitation, Propaganda und revolutionärer Theorie her und erläuterte die Art und Weise, wie die Kräfte des revolutionären Marxismus durch die Gewinnung der fortgeschrittensten Schichten der Klasse die Masse des Proletariats und durch diese die anderen unterdrückten Schichten der Gesellschaft gewinnen können. Diese Strategie, die das Ergebnis theoretischer Klarheit ist, fand ihren Ausdruck in der großen sozialistischen Revolution von 1917.
Es geht also nicht darum, den wirtschaftlichen Kämpfen einen reformistischen und parlamentarisch-politischen Charakter zu geben (wie es die Ökonomisten befürworten, die den revolutionären politischen Kampf auf die Ebene der Gewerkschaftspolitik herabwürdigen), sondern darum, das Proletariat vom Einfluss der Bourgeoisie und des Reformismus zu befreien, indem es den revolutionären politischen Kampf mit den alltäglichen Kämpfen zu verbinden weiß.
Kommunisten müssen es verstehen, diese beiden Aspekte miteinander zu verknüpfen, sie zu stärken und sie im Rahmen eines einzigen Klassenkampfes des Proletariats zu verstehen, um die Arbeiterklasse und die arbeitenden Massen auf den revolutionären Kampf um die Macht auszurichten und zu führen.
Wir müssen daher jede Teilforderung nutzen, um den Massen die Notwendigkeit der Revolution zu erklären, um ihnen mit harten Fakten die Unmöglichkeit einer ernsthaften und dauerhaften Verbesserung, geschweige denn einer wesentlichen Verbesserung ihrer Lage aufzuzeigen, solange die Herrschaft des Kapitals aufrechterhalten wird.
Gleichzeitig müssen die Kommunisten den Massen zeigen, dass es gerade die Reformisten sind, die jeden ernsthaften Kampf für Teilforderungen sabotieren, während die Kommunistische Partei als einzige in der Lage ist, einen konsequenten Kampf für die Alltagsinteressen der arbeitenden Massen zu führen und Angriffe auf ihren Lebensstandard abzuwehren.
Insbesondere in Ermangelung einer revolutionären Welle müssen die kommunistischen (marxistisch-leninistischen) Organisationen und Parteien, ausgehend von den täglichen Bedürfnissen der Arbeiter, Losungen und Teilforderungen aufstellen, die sie mit den grundlegenden Forderungen und Zielen der kommunistischen Bewegung verbinden und ihren Zusammenhang mit dem Kampf der Arbeiter in anderen Ländern erläutern.
Ein solcher Ansatz sollte vor allem heute verfolgt werden, in einer Zeit der Verschärfung der allgemeinen Krise des Kapitalismus, in der selbst die bescheidensten Forderungen der Arbeiter frontal mit der Existenz des Kapitalismus und seinen Funktionsgesetzen zusammenstoßen; daher erleichtert der Kampf für diese Forderungen die Einsicht in die Notwendigkeit des Umsturzes dieses barbarischen Systems und damit den Aufbau des Sozialismus.
Beispiele für Teilforderungen im Bereich der Arbeiterfragen
Als Marxisten-Leninisten dürfen wir niemals auf Teilforderungen verzichten, die zum Ausgangspunkt für große Massenbewegungen werden können.
In unserem Land sollten heute solche Teilforderungen beinhalten:
Probleme des wirtschaftlichen Kampfes (Kampf gegen die Angriffe des Monopolkapitals, Kampf gegen Entlassungen, Fragen der Löhne, des Arbeitstages, des Arbeitsrhythmus und der Arbeitsbelastung, Arbeitslosigkeit), die häufig in Probleme des allgemeinen politischen Kampfes übergehen (große Arbeitskonflikte, Streikbewegungen, Demonstrationen usw.).
Probleme des direkten politischen Kampfes (volle Streik- und Organisationsfreiheit, Pressefreiheit usw.); Steuerpolitik: Maßnahmen zur Abwälzung der Steuerlast auf die Reichen, Streichung der Staatsschulden auf Kosten der Banken und Bosse, drastische Maßnahmen gegen die Kapitalflucht ins Ausland; Regierungspolitik im Allgemeinen: Kampf gegen reaktionäre Umgestaltung des Staates und Faschismus, Rücknahme arbeiterfeindlicher, repressiver Gesetze und Verfolgung kämpferischer Gewerkschafter und Revolutionäre, Maßnahmen gegen reaktionären Terrorismus.
Weltpolitische Themen: Kampf gegen den Imperialismus und die Kriegsgefahren, internationale proletarische Solidarität, Unterstützung der Befreiungskämpfe der Völker, Kampf für die Einheit der internationalen Arbeiter- und Gewerkschaftsbewegung, usw.
Natürlich sollten in jedem Bereich der Konfrontation mit der Bourgeoisie, einschließlich Sozialem, Umwelt, Gesundheit usw., bestimmte Teilforderungen ausgearbeitet und propagiert werden.
Teilforderungen sollten unabhängig davon erhoben werden, ob sie im Rahmen des Monopolkapitalismus und des bürgerlichen Staates realisiert werden können oder nicht.
Heute kann die große Mehrheit der demokratischen Forderungen nicht mehr im Rahmen des bestehenden imperialistischen Systems verwirklicht werden; aber indem wir sie vorantreiben und vertreten, können wir den reaktionären und faschistischen Charakter des gegenwärtigen bürgerlichen Staates entlarven und den Klassencharakter der Politik der sozialdemokratischen und reformistischen Führer aufdecken, die die Verteidigung der elementaren Interessen und Freiheiten der Arbeiter aufgegeben haben.
Zwei gefährliche Tendenzen
Bei den Teilforderungen gibt es zwei gefährliche Tendenzen, die vermieden und offen bekämpft werden müssen.
Erstens gibt es eine Tendenz, die die Bedeutung von Teilforderungen in der Aktion der organisierten Kommunisten (um ihren Einfluss auf die Arbeiterklasse zu erhöhen) unterschätzt.
Diese Tendenz äußert sich darin, dass allgemeinen politischen Slogans die größte Bedeutung beigemessen wird und Fragen, die für die Arbeiter von unmittelbarem Interesse sind, in den Hintergrund treten.
Es gibt Leute, die die Forderungen so behandeln, als ob sie Kommunisten nichts angehen würden, die sich mit der Lösung eines Schlüsselproblems befassen, nämlich der Verbindung, der Verschmelzung, des wissenschaftlichen Sozialismus mit der Arbeiterbewegung. Oder sie kritisieren sie, indem sie sie als „Einkaufsliste“ oder als „Aufgeben der Revolution“ beurteilen.
Eine solche Haltung ist zutiefst verfehlt und zeugt von einer inakzeptablen Distanz zum täglichen Kampf der Arbeiterklasse, von Passivität und politischer Unfähigkeit, die ausgebeuteten und unterdrückten Massen zu mobilisieren und zu vereinen. Dadurch wird es viel schwieriger, den Kampf der Arbeiterklasse in einem revolutionären Sinne zu politisieren, ausgehend vom Kampf um die Fragen der Arbeitsbedingungen, Löhne, Arbeitszeiten, Arbeitslosigkeit usw.
Man verbleibt in der Sphäre der abstrakten revolutionären Propaganda und vernachlässigt den Zusammenhang mit den unmittelbaren Kämpfen und ihren wirklichen Motiven, die oft ignoriert werden, und vernachlässigt damit die gesamte Arbeit zur Vorbereitung des revolutionären Kampfes zum Sturz des Kapitalismus.
Die Unterschätzung von Teilforderungen hängt oft mit der Unterschätzung oder Verweigerung der aktiven Arbeit in Massengewerkschaften zusammen, um den kommunistischen Einfluss in der Klasse zu erhöhen.
Dieser Verzicht auf Teilforderungen, ob „prinzipiell“ oder durch Unterschätzung, ist mit den taktischen Prinzipien des Kommunismus unvereinbar, weil er die kommunistische Organisation zur Passivität verdammt und sie von den Massen abkoppelt.
Dies ist ein Ausdruck der extremistischen Abweichung (die sich in Italien auch außerhalb der bordighistischen Organisationen manifestiert), als ideologischer und politischer Ausdruck radikalisierter Schichten des Kleinbürgertums, die nicht in der Lage sind, die wesentlichen Bedingungen der revolutionären Aktion zu begreifen und den praktischen Kampf zu entwickeln. Eine solche Abweichung führt zur Trennung von den Massen und zum Sektierertum, zur politischen Passivität.
Es gibt auch eine andere gefährliche Tendenz. Sie besteht darin, die Bedeutung von Teilforderungen zu überschätzen und sie von den allgemeinen Forderungen und Zielen der Kommunisten abzukoppeln.
Häufig äußert sich diese Tendenz in der Weigerung, allgemeine Klassenslogans mit Teilforderungen zu verbinden.
Mit anderen Worten: Wir passen uns an unmittelbare Ziele an und machen Reformen, die Teilforderungen befriedigen, zum Selbstzweck, wobei wir vergessen, dass sie uns stattdessen helfen sollten, bessere Bedingungen für revolutionäre Ziele zu schaffen.
Diese Tendenz ist typisch für rechtsopportunistische, die „Bewegung“ anbetende und reformistische Positionen, die darauf drängen, sich der Bourgeoisie anzupassen, die Radikalisierung der Arbeiterbewegung zu vermeiden, die „Bewegung“ zu verherrlichen, indem sie „das Ziel“ verleugnen, wenn nicht sogar, indem sie partikulare und persönliche Fragen in den Vordergrund stellen.
Diese beiden gefährlichen Tendenzen führen zur Entwicklung einer fehlerhaften Arbeitsmethode, die die kommunistische Organisation daran hindert, eine führende Rolle in der Arbeiterklasse zu übernehmen.
Diese Mängel erweisen sich in einer Zeit, in der sich die wirtschaftliche Lage verschlechtert, als noch schwerwiegender, und die Kommunisten müssen dies auszunutzen wissen, um den arbeitenden Massen klarzumachen, dass die sozialistische Revolution der einzige Weg ist, um die bestehenden Probleme zu lösen, indem sie jeden lokalen Kampf und jede Teilforderung zu diesem Zweck nutzen.
Zusammenfassung
Die Steigerung der Kampfkraft der Arbeiterklasse und der arbeitenden Massen, die auf der Grundlage der Erfahrungen aus dem Kampf um Teilforderungen bis hin zum Kampf um die allgemeinen Klassenaufgaben des Proletariats entwickelt wurde, ist eine der Hauptaufgaben für alle kommunistischen Kräfte, insbesondere unter den heutigen Bedingungen.
Es ist daher notwendig, das Programm der Teilforderungen zur Grundlage der Massenarbeit für die Organisation und Entwicklung des Klassenkampfes der Ausgebeuteten gegen die Ausbeuter zu machen, wobei die Besonderheiten der konkreten Situation zu berücksichtigen sind.
Es sind die Merkmale der gegenwärtigen Periode, die uns zwingen, diese Aufgabe zu erfüllen, um den Kampf der Arbeiterklasse und anderer unterdrückter und ausgebeuteter Arbeiter durch partielle wirtschaftliche und politische Forderungen und Kämpfe zur sozialen Revolution und zur Diktatur des Proletariats zu beschleunigen und auszuweiten.
März, 2025